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Die andere Seite des Äquators

Posted by on 17. Juli 2012

Nach 7 stündiger Autofahrt neben einem indonesischen Jungen mit Bayerntrikot (wie habe ich diese Strafe verdient?) sind wir am Lake Toba angekommen. Wie schon im vorherigen Blog erwähnt, der größte Kratersee der Erde mit einer Uferlänge von 279 km. Wir setzten mit der Fähre auf die Insel Samosir über, die mit 852 km² riesig ist. Unsere Bungalowanlage befand sich im Dorf Tuk Tuk, das daß touristische Zentrum der Insel darstellt. Auf Empfehlung von Willi aus Bukit Lawang wohnten wir im Tabo Cottage, einer Anlage mit deutscher Eigentümerin. Unser Doppelbungalow war sehr komfortabel und das Restaurant klasse. Es gab sogar sehr schmackhafte Bratkartoffeln mit Spiegelei und Salat.

Nach dem Abenteuer im Dschungel relaxten wir hier relativ viel. Einen Tag liehen wir uns Roller und erkundeten die Insel. Im ersten Ort kamen ca. 30 Kinder auf uns zu. Es war eine Schulklasse und die Lehrer gingen mit ihnen auf Touristenfang. Sie sollten Touris interviewen um ihr Englisch zu verbessern. Anfänglich etwas schüchtern, später überschwenglich wurden wir ausgefragt, mussten massig Fotos mit den Schülern machen und Autogramme in ihre Schulbücher schreiben. Nun wissen wir immerhin wie sich Teeniestars fühlen müssen. Unser nächstes Ziel waren die typischen Batakhäuser die es häufig auf der Insel gibt. Die Batak, Ureinwohner Sumatras, waren früher rituelle Kannibalen. Das kulturelle Überbleibsel war hauptsächlich die Architektur ihrer Häuser, die sehr schön anzusehen waren. Weiter ging es an den, laut Beschreibung, besten Sandstrand der Insel. Diesen muss man aber nicht gesehen haben. Er war ziemlich vermüllt und von Einheimischen überbevölkert. Da der Tourismus in Sumatra nicht so ausgeprägt ist, waren wir dort schnell die Attraktion des Tages. Somit war an gemütliches baden nicht zu denken und wir gönnten uns nur ein kaltes Getränk bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.

Olaf und ich schauten nachts dann noch das spannende Dänemark Spiel, bevor wir am nächsten Mittag auschecken mussten. Wir relaxten den Nachmittag über in der netten Anlage und um 21 Uhr sollte unser vorgebuchtes Grossraumtaxi nach Bukittinggi starten. Leider kam das Auto aber aus Medan und da es irgendwelche Straßenprobleme gab, informierte uns der Vermieter, daß das Taxi wohl nicht vor Mitternacht am Lake Toba ankommen wird. Da die Reisedauer mit 12 Stunden eh schon extrem lange war, waren wir über diese Aussage alles andere als erfreut. Nach langer Diskussion, und der Willensbereitschaft mehr zu zahlen, hatte der Vermieter dann doch plötzlich ein Auto mit Fahrer das direkt starten konnte. Na ja so ist Asien eben. Um kurz vor 22 Uhr ging es also los. Die Inhaberin unserer Unterkunft am Lake Toba warnte uns bereits, daß die Fahrt anstrengend werden würde. Doch sie hatte nur geprallt. Es war der Horror. Unser schlimmster Transport in Asien. Insgesamt waren es knapp über 500 Kilometer und die ersten 200 war ein Weg, der die Bezeichnung Straße nicht verdiente. 50-100 cm tiefe Schlaglöcher, Sandpiste, extrem viele Kurven. Für mich war an Schlaf nicht zu denken. Susanne legte sich auf die letzte Bank und wurde in den Schlaf gerüttelt, beneidenswert. Bei mir wurde eher der Magen durchgerüttelt und so benötigte ich bereits ziemlich früh den ersten Notstopp.

Irgendwann wurde die Straße etwas besser und somit kam nicht nur Susanne zu Schlaf, sondern auch wir anderen drei. Den Fahrer zwangen wir dann auch zu einem kurzen Schlaf- und Kaffeestopp, da seine Augen verdächtig schwer wurden. Nach ca. 12 Stunden überquerten wir den Äquator. Schmucklos wurde anhand einer heruntergekommenen Brücke angezeigt, daß man diese Stelle basiert. Schnell noch ein Fotostopp und nochmal 2 Stunden Fahrt. Völlig fertig erreichten wir Bukittinggi. Leider war das, von einem österreichischen Touristen empfohlene, Guesthouse eine ziemliche Absteige, aber Hauptsache wir hatten ein Bett. Nach 2-3 Stunden Schlaf waren wir am Nachmittag noch kurz auf dem Markt und etwas Essen. Leider regnete es auch noch stark und somit war der Tag gelaufen.

Der Plan für den nächsten Tag war, von Bukittinggi aus in ein Tal zu steigen und dieses bis zum sogenannten Silvervillage zu durchwandern. Das Silbervillage war ein Dorf, daß bekannt war für seine Silberschmiede. Ausgeschlafen stiegen wir also durch den Dschungel in das Tal hinab und schon von Beginn an verfolgte uns ein Indonesier. Mir war der Typ von Anfang an nicht so geheuer, denn er schlich immer knapp vor uns bzw. hinter uns her. Der Weg war nicht ausgeschildert und somit kam es dazu das der Indonesier uns zweimal sagte wo wir (angeblich) lang müssen. Es kam wie es kommen musste und wir hatten uns verlaufen. Plötzlich kam der Indonesier wieder um die Ecke und bot uns an, uns in das Silvervillage zu führen. Pro Kopf wollte er 2,50 Euro, was in Indonesien sehr viel Geld ist. Ich konnte mich kaum halten und sagte dem Typen ziemlich meine Meinung. Außerdem wollte ich aus Prinzip alleine weiter. Das war Ausnehmen mit System. Weil jedoch Olaf und Susanne etwas kränklich und geschwächt waren, handelte Olga den Preis noch ziemlich runter und wir ließen uns von dem Typ ins Dorf bringen. Dies war meiner Meinung nach die schlechteste Erfahrung unserer 3 Monate Asien, was ich dem Typen auch unvermittelt mitteilte. Er wollte jedoch nur das Geld und davon nichts wissen.

Wenigstens hatte sich der Besuch des Dorfes gelohnt, da es wirklich schönen und sehr günstigen Silberschmuck gab. Olga, Olaf und Susanne nutzten die Shoppingmöglichkeiten auch ausreichend. Zurück fuhren wir dann sicherheitshalber mit dem öffentlichen Bus.

Am nächsten Morgen hatten wir über das Guesthouse eine Tour gebucht, die uns als finales Ziel an den Strand südlich von Padang führen sollte. Auch hier fing es direkt mit einer Diskussion an. Wir hatten eine Auto mit Guide und Fahrer gebucht. Leider war das Auto jedoch viel zu klein für 6 Personen inkl. unserem Gepäck. Nach langen hin und her fuhren wir ohne Guide und der Fahrer gab gleichzeitig den Führer. Immerhin konnten wir dadurch wieder den Preis drücken.

Die Tour inkl. dem Fahrer/Guide war nett. Wir besuchten eine Kaffeefarm und tranken dort Tee aus Kaffeeblättern. Weiter ging es zu einer Farm mit vielen verschiedenen Früchten und Pflanzen und der Fahrer erzählte uns ein bisschen dazu. Es folgte eine Kratersee, ein sehr altes Batakhaus und der King Palace.

Bekannt ist die Gegend für das Volk der Minangkabau die im Matriarchat leben. D.h. die Frauen haben das sagen, z.B. steht in ihrer Naturreligion die Frau als mütterliche Königin an der Spitze, Frauen bilden den Mittelpunkt des Soziallebens und verteilen beispielsweise im Erbschaftsfall das Land unter den Hinterbliebenen auf. Bei der Hochzeitszeremonie holt die Frau ihren Gatten ab und lässt ihn bei sich wohnen. Wenn sich das Paar scheiden lässt, muss der Mann seine Sachen packen. Welche deutsche Frau träumt nicht von sowas?! Auch unser Fahrer war Minangkabau und lobte seine Frau.

Endziel dieser Tour war, der 25 km südlich von der Provinzhauptstadt Padang gelegene, Bungus Bay. Dort war die touristische Infrastruktur sehr gering und somit wählten wir das sehr günstige, aber hygienisch bedenkliche Guesthouse Tin Tin. Die Bungalows waren zwar direkt am Meer, aber ziemlich heruntergekommen. Wir hatten auch sofort nach Ankunft einen mehrstündigen Stromausfall und da die Wasserzufuhr am Strom hängt auch kein Wasser. Trotzdem blieben wir 3 Nächte dort. Der Strand war ganz okay und es war ein kleines Riff vorgelagert. Die Inhaber der Anlage, ein 30jähriger Indonesier mit seinen beiden jüngeren Brüdern und noch 2-3 Freunden, waren bemüht. Wahrscheinlich auch weil wir die einzigen Gäste, abgesehen von einem malaysischen Twen, waren. Glücklicherweise fanden wir ein gutes Restaurant in der Nähe.

In der einen Nacht konnten wir sogar die Frauen dazu bewegen mit Olaf und mir das Viertelfinale zu schauen. Vorne an der Hauptstraße in einer Art Kiosk sahen wir das Spiel mit 30 Indonesiern, wovon ca. 3 Englisch sprachen. Auch ein witziges Erlebnis.

Nach 2 eher ruhigen Tagen machten wir mit Al, einem der Brüder, einen dreitägigen Ausflug auf eine einsame Insel. Geschlafen wurde im Zelt am Strand. Padang Island, so der Name der Insel, war wirklich paradisisch. Weißer Sand, türkisblaues Meer, ein vorgelagertes Riff, was wollte man mehr. Vielleicht noch gutes Essen? Leider war dem nicht so und der zum Abendessen servierte Fried Rice wurde nur gegessen, weil es der Hunger rein trieb. Leider merkten wir nachts die Auswirkungen. Ich besuchte das Loch im Boden, welches sich Toilette nannte, mehrfach um mich sowohl oben als auch unten zu entleeren. Susanne hatte nur mit oben zu kämpfen und Olga nur mit unten. Somit war der nächste Tag auch komplett erledigt und wir, besonders Susanne und ich, lagen den ganzen Tag nur komatös am Strand im Schatten. Wir schliefen den ganzen Tag ohne einen Bissen zu essen. Gott sei dank blieb im Laufe des Tages wenigstens das Wasser und der Tee drin. Gegen Abend konnten wir dann sogar 3-4 trockene Kekse essen. Am nächsten Tag ging es uns zwar wieder besser, aber unser einziges Nahrungsmittel blieben die selbst mitgebrachten Kekse. Bei Olaf kam das ganze Übel einen Tag später, aber es kam! Schön das ich als Krankenpfleger immer sehr gut abgesichert bin was die medizinische Versorgung angeht, aber wenn man sie einmal bräuchte liegen sie im Bungalow auf dem Festland.

Geschwächt, aber hauptsache wieder gesund, nutzten wir an Olgas Geburtstag die Schönheit der Umgebung und fuhren mit dem Boot noch auf weitere traumhafte Inseln zum Schnorcheln. Dies war trotz beschädigtem Riff fantastisch und wir sahen viele bunte Fische, leider aber keine Wasserschildkröten. Dafür eine giftige Wasserschlange, über die ich knapp drüber geschnorchelt bin. D.h. ich sah sie selbst gar nicht, dafür aber die anderen drei.

Susanne und Olaf schlossen den kleinen Inselhund so sehr in ihr Herz, daß er letzte Nacht sogar mit im Zelt schlafen durfte und dadurch der Abschied nicht so leicht fiel.

Zurück auf dem Festland sehnten wir uns nach einem sauberen Zimmer mit warmer Dusche. Wir kamen kurz mit einem deutschen Pärchen ins Gespräch. Einige der wenigen Touristen außer uns. Sie wohnten direkt neben dem Tin Tin in einer besseren Anlage, diese hatten wir bis dato noch gar nicht bemerkt. Glücklich bezogen wir einen klimatisierten Warmwasser Bungalow und die erste richtige Dusche seit Tagen war göttlich. Wir nahmen noch in unserem Bungus Beach Stammrestaurant das Geburtstagsdinner zu uns, wobei der Appetit noch nicht so ausgeprägt war, bevor es am nächsten morgen um 5 Uhr zum Flughafen ging.

Wieder in Kuala Lumpur angekommen, nutzten Susanne und Olaf noch ausreichend die Shoppingmöglichkeiten und wir machten eine Sightseeingtour mit den „Hop on Hop off“ Bussen.

Das deprimierende Halbfinale gegen die Italiener schauten wir in „The Bier Bar“, einer deutschen Kneipe im Ausgehviertel. Zusammen mit ca. 200 deutschen Fans sahen wir die bittere Niederlage.

An unserem letzten Tag in Asien nutzten Susanne und Olaf noch die günstigen Tätowierpreise und ließen sich beim gleichen Tätowierer stechen wie drei Wochen vorher Elias und ich.

Mit den wohl 3 abenteuerlichsten Wochen in Asien gingen unsere ersten drei Monate zu Ende. Nach inniger Verabschiedung ging es für Susanne und Olaf wieder zurück nach Deutschland. Unser Ziel hieß Bunbury, Simone und Achims Wohnort, in Westaustralien.

8 Responses to Die andere Seite des Äquators

  1. Petra

    Hallo Volker,
    nun habe ich auch Euren Bericht aus Indonesien nachgelesen, das war ja wohl alles Abenteuer pur.
    Die Kamera macht gute Fotos unter Wasser.
    Viele Grüße
    Petra

  2. suse

    die natur war echt der absolute hammer! nur die sanitären und teilweise hygienischen verhältnisse waren unterirdisch! noch einen komatag am strand muss ich nicht haben. aber das schnorcheln war wie als würde man in einem aquazoo im salzwasser becken mit den tollen fischen schwimmen nur riesig. aber die strassen sind und bleiben der horror. aber der urlaub war sonst echt toll. mit ein paar kleinen einschränkungen wie wir vier wissen. geniesst alles weiterhin!!!!

    • Volker

      der komatag war echt übel.
      uns hat es auch super mit euch gefallen. und an den einschränkungen waren wir ja alle recht unschuldig 😉

  3. Monika

    Hallo Volker,
    die größere Strafe wäre doch ein Gladbach-Trikot gewesen,oder???,-), toller Bericht, wenn auch mit den ein oder anderen Widrigkeiten…lg.Moni

  4. jule

    na ..wenn die Tante mit dem Kopftuch nicht mal was mit der Schilddrüse hat…wow…
    Der kleine Strandhund ist echt süß,,,,Susanne ich kann das vollständig nachvollziehen…ansonsten wie gehabt schöne Bildchen,,, zum träumen..denn hier in Köllefornia isses nur am regnen…ächz…habe schon wieder Feeeeeeeeernweh….
    eine Euch beneidende Jule wünscht viel Spaß im Lande der Aborigines…Abrazos

    • Volker

      danke jule, das land der aborigines begeistert uns. dazu aber in den nächsten berichten mehr. genieß die paar tage sonne die du gerade hast.

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